Schwangerschaftsberatungsstellen sind Orte für Frauen, die schwanger sind (ob gewollt oder ungewollt) oder es gern wären. Und für Personen, die wissen wollen, was sie machen können, um es nicht zu werden. Oder wenn das Kind da ist, und es ist vielleicht nicht so, wie sie gedacht haben. Es können Personen beraten werden in Sachen ungewollter Schwangerschaft, ungewollter Kinderlosigkeit, Verhütung oder auch Schwangere, die einen Ort brauchen, um über ihre Gedanken und Sorgen rund um das Thema Schwangerschaft und Geburt zu sprechen. Auch Frauen nach der Geburt finden hier eine*n Gesprächspartner*in, mit dem was war und was ist.
Die meisten schwangeren Frauen und Familien mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren meistern aus eigener Kraft die Anforderungen, die die Geburt eines Kindes und die Zeit danach mit sich bringt. Sogar nach schweren Geburten/Fehl- oder Totgeburten oder einem (noch) unerfüllten Wunsch nach einem Kind schaffen es Frauen/Familien mit Hilfe eigener Ressourcen, diese schwierigen Erlebnisse zu überwinden und in den eigenen Lebenslauf zu integrieren. Gelingt dies jedoch nicht so gut, hilft oft ein Gespräch mit einer außenstehenden Person, um die auftauchenden Fragen gemeinsam zu sortieren und nach einer Lösung zu suchen.
Mal angenommen … ich erwarte ein Kind – wow! Mein Leben wird sich total verändern … mein*e Partner*in und ich haben richtig Stress in der Schwangerschaft und wir stehen kurz vor der Trennung … ich bin schwanger und habe Ängste oder Depressionen oder bin noch so jung … will ich das? … kann ich das? … wir sorgen uns vor Schädigungen des Ungeborenen und wissen nicht, welchen Vorsorgeuntersuchungen wir zustimmen wollen … ich werde allein für das Kind sorgen müssen … unsere Partnerschaft verändert sich so sehr mit dem Baby, wir sprechen nicht mehr miteinander und wenn doch, streiten wir uns ständig … unser Kind schreit so viel und wir sind mit den Nerven am Ende … All diese Fragen haben Platz in einem Beratungsgespräch! Mütter und Väter sowie Familienangehörige oder Bezugspersonen rund um Schwangerschaft und Geburt können sich mit ihrem Anliegen an eine der sieben Schwangerschaftsberatungsstellen in Kiel wenden.
Finanzielle Hilfen: Weiterhin kann ein Antrag auf finanzielle Hilfen gestellt werden, wenn nicht genug Mittel zur Verfügung stehen, um den Kinderwagen und die Babyerstausstattung zu kaufen, weil Frauen/Familien von Bürgergeld/Arbeitslosengeld leben, in der Ausbildung sind, studieren oder ein geringes Einkommen haben. Es können Fragen zum Kindergeld(-zuschlag), Elterngeld, Wohngeld sowie zum Mutterschutzgesetz, zu Namensgebung, Sorgerecht und Vaterschaftsanerkennung bei nicht verheirateten Paaren usw. geklärt werden.
Schwangerschaftsabruch: Beraten wird auch dann, wenn eine Frau unsicher ist, ob sie die Schwangerschaft fortsetzen will oder die Bescheinigung über eine Beratung für einen Schwangerschaftsabbruch nach § 219 StGB benötigt. Berater*innen unterliegen der Schweigepflicht und beraten ergebnisoffen, kostenlos und auf Wunsch auch anonym. Es können in der Beratung alle Themen, die Frauen beschäftigen – wie medizinische Fragen, Erfahrungen von anderen Frauen, Gegebenheiten in der Stadt, Kosten/Verarbeitung eines Abbruches, Verhütung, Kostenübernahme von Verhütungsmitteln, Adoption – angesprochen werden. Die Gründe für eine Entscheidung müssen nicht angegeben werden. In Beratungsstellen wird die persönliche Situation respektiert und es wird sich Zeit genommen, um darin zu unterstützen, eine selbstbestimmte Entscheidung treffen zu können.
Vertrauliche Geburt: Mal angenommen, ich bin schwanger und es soll niemand wissen? Ich möchte das Kind auf keinen Fall behalten und für einen Abbruch ist es zu spät. Im Rahmen der sogenannten vertraulichen Geburt ist es möglich, bei der Geburt des Kindes anonym zu bleiben. In jedem Falle wird eine Schwangerschaftsberatungsstelle hinzugezogen.
Und was unterscheidet Beratung in einer Schwangerschaftsberatungsstelle von der Beratung bei einer Hebamme oder Frauenärzt*in? Alle drei Berufsgruppen beraten werdende Eltern und Familien und haben ihren Schwerpunkt. Schwangerschaftsberatungsstellen beziehen die psychosozialen Rahmenbedingungen mit ein und suchen gemeinsam mit der Familie die beste Lösung.
Anja Erfmann, Dipl. Sozialpädagogin und Hebamme, Haus der Familie
Gesa Großkurth, Sozialpädagogin und Systemische Beraterin, Ev. Beratungszentrum
Beratungen sind vertraulich und kostenlos. Termine im
· Haus der Familie, beratung@haus-der-familie-kiel.de, Tel. 24890-3
· Ev. Beratungszentrum, Falckstr. 9, Tel. 23708042
Foto: cydonna / photocase.de
